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POLIZEI DORTMUND

KINDER LEIDEN PSYCHISCH AM STÄRKSTEN

Interview mit Opferschutzbeauftragten Angelika Barlog

Die Polizei definiert häusliche Gewalt als jede Art der Gewalt die in das Strafgesetzt passt (z.B. Körperverletzungen). Die Hauptuhrsache für häusliche sei die Ausübung von Gewalt, Macht und Kontrolle, durch meisten männliche Täter. Sehr oft gehen dabei psychische und physische Gewalt sich immer weiter steigernd ineinander über.

 

Die Anzahl an homosexuellen Opfern und Tätern liegt dabei gliechauf mit der Heterosexueller.

Als Sofortmaßnahme für die Opfer wird vom Gesetzgeber die Möglichkeit der so genannte Wegweisung des Täters angeboten. Der Täter wird dann für 10 Tage aus der Wohnung verwiesen, sodass sich das Opfer in dieser Zeit sein weiters Vorgehen überlegen kann.

Komplettes Interview

Sprich Dich Aus: Wie Definieren Sie häusliche Gewalt und welche Faktoren berücksichtigen Sie dabei?

 

Frau Nutt-Pohl: Häusliche Gewalt ist eine Form von Partnerschaftsgewalt, die in allen Arten von Familien entsteht. Dabei sind Kinder, auch wenn sie nicht aktiv am Streit oder der Gewaltakte beteiligt sind, mindestens genauso schwerwiegend betroffen wie das eigentliche Opfer.

 

Sprich Dich Aus: Warum sind Kinder genauso schwerwiegend betroffen?

 

Frau Nutt-Pohl: Kinder bekommen über lange Zeit mit wie sich ihre Eltern verbal und körperlich auseinandersetzen. Sie spüren den Stress und gewaltgeladene Atmosphäre, die für sie unglaublich gefährlich und schwer einzuschätzen ist.

Auch Polizeieinsätze versetzten Kinder in Angst, da sie dort oft in eine Situation gezwungen werden, in der sie gegen eines ihrer Elternteile aussagen müssen.

 

Sprich Dich Aus: Was bieten Sie für Hilfe an?

 

Frau Nutt-Pohl: Wir bieten allgemeine Beratungsangebote zu Gewalt an Kindern, also Klärungsgespräche, Beratung für Fachleute wie zum´Beispiel Kindergärtner oder Lehrer. Für die Opfer und Täter bieten wir außerdem ein freiwilliges therapeutisches Angebot. Wir versuchen zuerst den Hilfesuchende selbst zu versorgen, doch nicht immer geht aber das wie z.B. bei Suchtproblemen. Dann wenden wir uns auch an das entsprechende Amt.

 

Sprich Dich Aus: Woher wissen Sie wie Sie die Lage einschätzen sollen, wenn ein Kind zu Ihnen kommt?

 

Frau Nutt-Pohl: Also die Voraussetzungen ist erst einmal, dass Eltern über die Beratung einverstanden sind. Bei unserer Arbeit ist es wichtig die Lage zuhause richtig ein zu schätzen. Am meisten helfen dabei die Kinder selbst, da diese oft Einzelheiten wahr nehmen, die Erwachsenen entfallen. Dabei sind vor allem Kleinigkeiten für das betroffene Kind sehr wichtig. Ob eine kleine Aufmerksamkeit z.B. wenn Eltern fragen ob es Spaß in der Schule hatte oder wenn die Eltern mal wieder lachen oder freundlich miteinander reden. Kinder erkennen daran am schnellsten, wenn sich Situation zu Hause verbessert. Außerdem sind sie Kinder in solchen Angelegenheiten ehrlicher, da Eltern wissen was Therapeuten hören wollen.

 

Sprich Dich Aus: Wie schützen Sie dann die Kinder?

 

Frau Nutt-Pohl: Es kommt immer auf die Verfassung und die Situation an in der das Kind zu uns kommt. Regelmäßig kommt es vor, dass ein Kind in Begleitung, zum Beispiel eines Lehrers/in kommt. Dann versuchen wir erst einmal über den Lehrer/in mit den Eltern Kontakt auf zu nehmen, weil für viele Menschen Problem sich von Fremden helfen zu lassen. In kleinen Schritten versuchen wir dann zu helfen, also das Kind nicht sofort, mit Hilfe des Jugendamtes aus der Familie holen, sondern die ganze Familie in Einzel- und Familiensitzungen zuerst einmal nach den Ursachen für das Problem gesucht. Meistens möchten die Kinder, die Gewalt erleben, nämlich nicht von zu Hause weg, sondern nur dass die Gewalt aufhört.

Manchmal wollen die Kinder auch anonym bleiben, sodass wir gar nicht mit den Eltern reden.

 

Sprich Dich Aus: Wie sieht eine Sitzung bei Ihnen aus?

 

Frau Nutt-Pohl: Wir setzten uns mit der ganzen Familie zusammen und reden über die Situation zu Hause geredet in der es zu Gewaltakte gekommen ist. Dabei wird immer wieder zurück gekoppelt und gesucht in welchen Momenten die Situation kippt.

 

Sprich Dich Aus: Wie ist die Beziehung des Kindes zu seinen Eltern, nachdem herausgenommen dass zu Hause Gewalt herrscht?

 

Frau Nutt-Pohl: Da ist jeder Mensch, jede Familie und jede Familiensituation anders,weil da hängen zu viele verschiedene Faktoren zusammen kommen.

 

Sprich Dich Aus: Wie können Kinder deren Eltern keine Hilfe annehmen möchten geschützt werden?

 

Frau Nutt-Pohl: Wenn es nötig ist, werden diese Kinder dann vom Jugendamt in Pflegefamilien untergebracht, denn Erwachsene haben Verpflichtung sich um Kinder zu kümmern und diese zu schützen.

Wenn Frauen nach einer Wegweisung des Mannes (10 Tage muss er die Wohnung verlassen) ihrem Mann eine zweite Chance geben, ist das oft zum Leid des Kindes.

Meistens wartet es dann nur auf den nächsten Polizeieinsatz. Über lange Zeit kann belastet so eine Situation sehr stark, sodass sie psychisch stark beschädigt werden und deswegen selber therapeutische Hilfe benötigen.

Teilweise gibt es auch gerichtliche Auflagen gegen Eltern, sodass diese gezwungen sind sich in therapeutische Beratung zu begeben.

 

Sprich Dich Aus: Sollte man als Außenstehender erst zur Polizei oder zuerst zu Ihnen gehen?

 

Frau Nutt-Pohl: Die Polizei ist nur verantwortlich, wenn Straftat besteht, also bei psychischer Gewalt können Sie auch zu mir kommen.

Oft hat man Gefühl hat Polizei einzuschalten sei nicht hilfreich, dann kann man sich hier, natürlich auch anonym Beraten lassen. Wir unterstehen auch der Schweigepflicht, sodass wir nicht sofort zur Polizei gehen. Haben wir jedoch die große Sorge das Kind könne sich nicht selber helfen, würde das Jugendamt informiert werden.

 

Sprich Dich Aus: Welche Gründe gibt es für häusliche Gewalt und gibt es Unterschiede zu bestimmten sozialen Gruppen (Migranten, wenig Verdienende, sozial Abhängige, ect.)?

 

Frau Nutt-Pohl: In Familien wo mehrere Probleme aufeinandertreffen steigt Wahrscheinlichkeit, dass häusliche Gewalt eintritt. Sogenannte Multiproblem Herde sind zum Beispiel das Zusammentreffen von Alkohol-und sozialer Abhängigkeit. Vor allem wenn keine Möglichkeit gesehen wird Probleme zu lösen, suchen viele Leute ihr Ventil in der Ausübung von Gewalt.

In sozial starken und bildungsnahen Familien gibt es zwar auch Probleme, jedoch werden die meist auf eine gewaltfreie Art gelöst.

 

Sprich Dich Aus: Kommt Gewalt in den neuen Lebensformen häufiger vor als in der Mutter-Vater-Kind-Familie?

 

Frau Nutt-Pohl: Darüber führen wir keine Statistiken, aber es kommen hier auch gleichgeschlechtliche Eltern die mit ihren Kindern hier zur Beratung. Die Gründe für häusliche Gewalt liegen nicht in einer Lebensform, sondern wie vorhin angesprochen in den Multiproblem-Herden. Das bedeutet, dass es ist unbekannt ob es sich unterscheidet also mehr oder weniger Gewalt vorherrscht, aber im Grund genommen sagt eine Lebensform nichts darüber aussagt.

 

Sprich Dich Aus: Meinen Sie bei Alleinerziehenden Eltern herrscht mehr häusliche Gewalt, weil diese unter einem höheren Druck stehen (Alleinverdiener, ect.)

 

Frau Nutt-Pohl: An der Stelle gibt es glaube ich mehr Konflikt, wenn ein neuer Partner ins Leben des Elternteils tritt, aber da vermute ich mehr psychische Gewalt also Demütigungen.

Sprich Dich Aus 2015, Dortmund

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